Nahwärmenetze aufbauen
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- Bitte berücksichtigen: Wir treffen hier nur grobe und allgemeingültige Einstufungen, die von spezifischen Projektergebnissen abweichen können. Wir wollen eine erste Indikation geben. Praxisnäher sind oft die Erfahrungen aus den Beispielen unten.
- Die folgenden Inhalte wurden vom GovShare-Content-Team sorgfältig und mit hohem Recherche-Aufwand für Euch zusammengetragen.
- Bitte berücksichtigen: Wir treffen hier nur grobe und allgemeingültige Einstufungen, die von spezifischen Projektergebnissen abweichen können. Wir wollen eine erste Indikation geben. Praxisnäher sind oft die Erfahrungen aus den Beispielen unten.
- Praxisleitfaden Nahwärme, Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH, 2023
- Wärmenetze, Agentur für Erneuerbare Energien e.V., Webseite abgerufen am 21.8.2024
- Nahwärmenetz, Bundesverband Geothermie e.V., Webseite abgerufen am 21.8.2024
- Kalte Nahwärme, Bundesverband Geothermie e.V., Webseite abgerufen am 21.8.2024
- Leitfaden Nahwärme, Fraunhofer UMSICHT, 1998
Kurzbeschreibung - Um was geht's genau?
Die Wärmeversorgung über kommunale, dezentrale Wärmenetze ist ein wesentlicher Hebel für die notwendige Wärmewende. Stand 2023 wurde 40% der in Deutschland verbrauchten Wärmeenergie für die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser in Privathaushalten aufgewendet. Rund 3⁄4 der Haushalte verwendeten dafür Öl- und Gasheizungen, die hinsichtlich Effizienz und CO₂-Emissionen nicht dem Stand der Technik entsprechen.
Nahwärme hat zwei Kennzeichen: Die Wärme wird in kleineren Einheiten realisiert (bis zu wenige Megawatt thermische Leistung) und die Wärmeübertragung zwischen Gebäuden zu Heizzwecken erfolgt über verhältnismäßig kurze Strecken. Das erlaubt es, sowohl Wärme aus Blockheizkraftwerken, aber ebenso aus Anlagen der oberflächennahen, mitteltiefen oder tiefen Geothermie zu verwerten. Da die Nutzung erneuerbarer Energiequellen immer bedeutsamer wird, ist der Ausbau von Nahwärme dringend erforderlich. In Abgrenzung dazu wird bei Fernwärme die Wärme in Einheiten mit mehreren Megawatt thermischer Leistung produziert und über weitere Strecken transportiert. Rechtlich wird zwischen Nah- und Fernwärme nicht unterschieden.
Bei s.g. klassischer Nahwärme wird i. d. R. die Wärme mit Temperaturen leicht oberhalb der beim Verbraucher notwendigen Vorlauftemperatur bereitgestellt. Bei mittelwarmer Nahwärme zirkuliert Wasser bei ca. 40 °C, die Energieverluste sind damit geringer als bei klassischer Nahwärme. Kalte Nahwärme kann bei oberflächennaher Geothermie zum Einsatz kommen: Die in oberflächennahen Wärmetauschern gewonnene Energie wird bei Temperaturen von ca. 10–12 °C in das Netz eingespeist und die gewünschte Vorlauftemperatur erst beim Verbraucher mittels Wärmepumpen erhöht; im Sommer kann damit auch gekühlt werden.
Die typischen Phasen eines Nahwärmenetzaufbaus:
- Durchführen einer Energiebedarfsanalyse und -prognose, ökonomische Rahmenbedingungen abklären
- Auswahl und Dimensionierung der technischen Varianten für
- die Wärmeerzeugung
- das Wärmeverteilungssystem
- die Kundenanbindung bzw. Hausstationen
- die Betriebsweise
- Das Gesamtsystem optimieren und Erfolgsprojektion in die Zukunft
Mehrwerte für Kommunen – Was bringt’s?
- Nahwärmenetze erlauben den Einsatz von Abwärme und erneuerbaren Energien. Das reduziert den Einsatz von fossilen Brennstoffen, senkt die CO₂-Emissionen und erhöht sowohl Versorgungssicherheit als auch Preisstabilität.
- Unterschiedlichste Energiequellen wie Biomasse, Solarthermie oder KWK können miteinander verbunden werden.
- Die zentralen Wärmeerzeuger haben einen höheren Wirkungsgrad als individuelle Heizsysteme beim Verbraucher.
- Energieerzeugung und Energieverbrauch sind lokal miteinander verbunden, das ergibt kurze Übertragungswege und geringen Wärmeverlust.
- Die angeschlossenen Gebäude benötigen keine eigene Heizanlage mehr, sondern lediglich eine Übergabestation, die Wärmeversorgung kann damit ganz individuell vorgenommen werden.
Erfolgsfaktoren / Stolpersteine – Wie gelingt die Umsetzung?
- Strukturierte, projektgetragene Vorgehensweise mit hohem Transformationsfokus zwecks Einbindung der relevanten Anspruchsgruppen.
- Wichtige Akteur*innen ermitteln und intensiv einbinden.
- Betreiberfrage unmittelbar klären.
- Frühzeitig erste technische Grobauslegung vornehmen und erste Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellen.
- Rechtliche Rahmenbedingungen beachten.
- Intensive Öffentlichkeitsarbeit und persönliche Beratungen durchführen.
- Hohe Anschlussquote und räumliche Nähe zwischen Heizzentrale und Abnehmern.
- Detailplanung vornehmen und detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Gesamtlaufzeit des Projekts erstellen.
- Vorverträgen abschließen und Projektentscheidung herbeiführen.
- Auf Basis der Vorverträge die Ausführungsplanung vornehmen.
- Wärmelieferverträge abschließen und Umsetzung starten.
- Förderungen nutzen – wie z.Bsp. die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)
Ausprägungsformen
Ausprägungsformen nach Gesellschaftsformen und kommunaler Beteiligung:
- Genossenschaftliche Beteiligung (eG)
- Gesellschaftliche Beteiligung (GbR, GmbH, GmbH & Co. KG)
- Schuldrechtliche Beteiligung
- Wärmecontracting
- Wärmelieferverträge
Kostentreiber
- Netzgröße
- Netzart
- Gesellschaftsform